VIELFALT IST sinNVoll
Als global nachhaltige Kommune ist Neukirchen-Vluyn an vielen Stellen im Stadtgebiet aktiv, um z. B. mit kleinen Initiativen mehr Lebensraum für Flora, Fauna und Insekten zu schaffen.
Kopfweiden – Bäume mit Köpfchen!
Die Kopfweide ist ein für den Niederrhein typischer Charakterbaum. Viele Jahrhunderte lang wurden Kopfweiden zum Holzertrag genutzt. Das Holz diente z. B. zur Herstellung von Flechtkörben, Zaunpfählen oder als Brennholz. Je nach Nutzung wurden die Weidenruten nach zwei bis zehn Jahren geschlagen, um sie weiter zu verarbeiten. Dann sind die Bäume neu ausgetrieben. So entstand ihre charakteristische Form. Heute stehen sie noch immer in unserer Umgebung, auch wenn sie meistens keine wirtschaftliche Bedeutung mehr haben.
Um dieses Kulturgut zu erhalten, wurden zusammen mit Kindern der Pestalozzi-Grundschule und ehrenamtlichen Helfern des Kleingartenvereins "Unsere Scholle" sechs Kopfweiden gepflanzt. Hierzu haben die Kinder unter Anleitung selbständig 80 cm tiefe Pflanzlöcher vorbereitet. Darin konnten die drei Meter langen Setzstangen aus frisch geschnittenen Weidenruten gepflanzt werden. Innerhalb kurzer Zeit bilden sich die ersten Wurzeln, sodass schon in wenigen Jahren die Bäume zahlreichen Vögeln, Insekten und anderen Tieren wertvollen Lebensraum bieten.
Die Aktion wird in den kommenden Jahren fortgesetzt.
Weitere Infos zur Kopfweide finden Sie hier weiter unten unter "Downloads" in dem Flyer.
Krokus und Ameise sind beste Freunde
Zusammen mit den städtischen Kitas und ehrenamtlichen Helfern des Kleingartenvereins "Unsere Scholle" werden im Herbst regelmäßig 10.000 Krokuszwiebeln gepflanzt. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Mit den ersten Sonnenstrahlen recken die Krokusse Anfang März, in milden Wintern schon im Februar ihre Blüten ins Licht. Die Blüten verwandeln die Rasenflächen im Rathausgrünzug in Neukirchen und entlang des Vluyner Nordrings in Vluyn in ein lilafarbenes Blütenmeer.
Die Aktion wurde 2019 ins Leben gerufen. Seitdem wurden am Rathaus und im angrenzenden Grünzug bzw. am Vluyner Nordring und am Plankendickskendel zehntausende Krokusse gepflanzt.
In den nächsten Jahren breiten sich die Zwiebeln dank tierischer Helfer weiter aus: die Samen der Krokusse verfügen über nährstoffreiche Anhängsel, das sogenannte Elaiosom. Dieses Ölkörperchen dient Ameisen als Nahrung. Nach Reife der Samen werden sie von den Ameisen Richtung Nest getragen. Gefressen wird nur das Ölkörperchen, der Samen wird liegen gelassen. So kann der Krokus am abgelegten Ort keimen.
Damit die Krokusse in den nächsten Jahren wiederkommen, werden die Bereiche übrigens erst nach dem Verwelken der Blätter gemäht. Nur so kann die Zwiebel Kraft für die Blüte im darauffolgenden Jahr sammeln. Die Laubblätter liefern bis zum Verwelken lebenswichtige Energie für die Zwiebel, die sie für die Vorbereitung auf die nächste Wachstumsperiode und zum Überleben in der Ruhephase benötigt.
Sandarium - Lebensraum für Wildbienen!
Dreiviertel aller Wildbienenarten sind im Gegensatz zur Honigbiene Erdnister. Von den 460 Arten nisten 340 im Boden. Vor allem trockene und vegetationsarme Sandflächen sind lebensnotwendige Niststrukturen für Sandbienen, Langhornbienen, Seidenbienen und Co., doch sind sie im urbanen Raum kaum noch zu finden.
Zur Herstellung der gut sieben m² großen Fläche wurde zunächst mit dem Spaten die Grasnarbe abgeschält. Mit einem Bagger wurde der Boden dann 50 cm tief ausgekoffert. Ein Gemisch aus altem Sand von Spielplätzen und Mutterboden wurde eingebaut. Hierin können die Wildbienen standfeste Niströhren bohren. Zusätzlich bietet Totholz Material, mit dem die Bienen die Röhren verschließen können. Platzierte Natursteinblöcke wärmen sich durch die Sonneneinstrahlung auf und bieten Rückzugsorte.
Mehr Informationen inklusive Bauanleitung für den eigenen Garten bietet unter anderem der NABU: http://nabu-zukunftsgarten.de/aktuelles/ein-sandarium-fuer-wildbienen/
Totholz ist gar nicht tot
So widersprüchlich es sich anhört: Totholz ist voller Leben!
Totholz entsteht, wenn ein Baum umfällt oder Äste aus ihm herausbrechen, bei einem Sturm zum Beispiel. Oft fällt Totholz bei Pflegemaßnahmen an. Manchmal müssen zum Erhalt der Sicherheit angebrochene Äste entnommen werden. Oder sogar eine komplette Baumkrone, wenn sie durch langhaltende Trockenheit abgestorben ist. Wenn möglich, wird dieser Baum dann nicht gefällt, sondern sein Stamm bleibt stehen – stehendes Totholz also. Liegen Äste oder ein Stamm auf dem Boden, spricht man folgerichtig von liegendem Totholz.
Ob stehend oder liegend macht einen gewaltigen Unterschied! Am Boden fördert die Feuchtigkeit den Zersetzungsprozess des Holzes. Es rottet und modert. Daran beteiligt sind viele Lebewesen, wie holzabbauende Pilze und unzählige Insekten. Die Larven von Bock- und Hirschkäfer, Eremit und Juchtenkäfer leben in und vom toten Holz. Und sind selbst wiederum Nahrung für andere Tierarten, Spechte zum Beispiel.
Stehendes Totholz ist zwar dem Regen ausgesetzt, aber das Holz trocknet auch immer wieder ab. In Spalten und Höhlen, unter der abblätternden Rinde finden zahlreiche Tiere einen Unterschlupf. Viele Fledermausarten, wie Großer und Kleiner Abendsegler und die Bechsteinfledermaus, brauchen Baumhöhlen als Schlafquartier und Wochenstube (hier finden sich im Sommer die trächtigen Fledermausweibchen zusammen und gebären die Jungen). Sie sind gerne Nachmieter, wenn ein Specht aus seiner Höhle auszieht. Bei Käuzen und Eulen, Kleibern, Meisen und Fliegenschnäppern sind die Höhlen ebenfalls beliebt. Auch der Siebenschläfer hat es hier kuschelig.
Ein Haufen aus Ästen bietet vielen Säugetieren, Reptilien und Amphibien Zuflucht, darunter Steinmarder, Mauswiesel, Zaun- und Mauereidechse, Grasfrosch und Erdkröte. Solch ein Totholzhaufen lässt sich prima im Garten anlegen. Mit etwas Geduld können hier spannende Entdeckungen gemacht werden. Einen älteren Asthaufen sollte man nicht entfernen. Lieber neues Astmaterial aufschichten, dann bilden sich immer wieder die vielen Zwischenstufen des Holzzerfalls, die so wichtig für die Artenvielfalt sind.