Flüchtlingsstrom reißt nicht ab – Stadt muss weitere Unterbringungsmöglichkeiten schaffen
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Es kommen immer mehr Flüchtlinge nach Neukirchen-Vluyn. Wie in anderen Städte und Gemeinden werden der Kommune weitere Asylsuchende zugewiesen und ein Ende des Zustroms ist nicht absehbar.
Derzeit haben knapp 400 Menschen, darunter 85 Kinder und Jugendliche aus etwa 30 Ländern ein Domizil in der Stadt. Etwa die Hälfte kommt aus den krisengeschüttelten Ländern Syrien und Irak. Alleine im September nahm Neukirchen-Vluyn 72 Flüchtlinge auf. Im Oktober werden es nach jetzigem Stand wohl um die 100 sein.
Politik und Verwaltung legen Wert auf eine menschenwürdige Unterbringung. Die notwendigen politischen Beschlüsse dazu wurden gefasst und neue Unterkünfte, etwa an der Jahnstraße oder an der Wiesfurthstraße, mit hohem finanziellen, aber auch personellen Aufwand bereits eingerichtet. Ebenso nutzt die Stadt weitere kleinere Unterbringungsmöglichkeiten im Stadtgebiet. Darüber hinaus wurde der Bau weiterer Flüchtlingsunterkünfte beschlossen und die Anmietung von zur Zeit noch in Sanierung befindlichem Wohnungsbestand vertraglich geregelt.
„Wir tun gemeinsam mit unseren Partnern alles, um dem nie da gewesenen Flüchtlingsstrom zu begegnen. Die Zahl der Zuweisungen steigt allerdings viel schneller, als wir die bereits vorgesehenen Unterbringungsräumlichkeiten fertig haben“, so Bürgermeister Harald Lenßen.
Die Verwaltung arbeitet mit Druck an der Umsetzung der von der Politik beschlossenen neuen Asylbewerberwohnheime mit insgesamt 240 Plätzen. Dafür werden aktuell folgende Potenzialstandorte auf die Umsetzbarkeit geprüft: an Jahnstraße westlich der Wohnheime sowie an der Niederrheinallee/Vietenstraße, am Hugengraben sowie optional auch am Flohweg.
Außerdem wurde mit dem neuen Eigentümer der ehemaligen „Naubauten“, der Firma Peach Property, die Anmietung von 21 Wohneinheiten vereinbart, sobald diese nach der Sanierung für die Vermietung zur Verfügung stellen. Dennoch sieht sich die Stadt gezwungen, entgegen der ursprünglichen Planungen angesichts der aktuellen Bedarfssituation weitere Gebäude des CJD an der Wiesfurthstraße anzumieten. „Das ist leider so, aber die Unterbringung in Turnhallen oder gar Zeltstädten sind für mich das letzte Mittel“, teilt Lenßen mit.
Wie alle anderen Kommunen stößt Neukirchen-Vluyn angesichts des unvorhergesehenen Menschenzustroms an Grenzen. Der Rathaus-Chef ist in Sorge: „Die räumlichen und personellen Kapazitäten sind trotz weiterem Ausbau bzw. weiterer Aufstockung ausgereizt. Wir können unserem eigenen Anspruch an einer guten Unterbringung und hinreichenden Betreuung kaum noch Rechnung tragen. Daher habe ich mich auch dem an die Bundesregierung gerichteten Schreiben der über 200 Bürgermeister und Verwaltungschefs angeschlossen, um auf die Problematik hier vor Ort aufmerksam zu machen.“
Gestern tagte erstmals der vom Stadtrat beschlossene „Runde Tisch Flüchtlinge“. Die Mitglieder der Veranstaltung tauschten sich umfassend über die aktuelle Sachlage aus und wurden über die aktuellen Anstrengungen und Aktivitäten rund um Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge informiert.
Zahlreiche Ehrenamtliche engagieren sich beispielhaft in unterschiedlichen Bereichen, ob in der Kleiderkammer, bei der Tafel oder bei der Betreuung der Flüchtlinge. Auch die Anzahl der hauptamtlichen Kräfte wie etwa bei der Diakonie wurde aufgestockt. Alle Akteure sind sich einig, dass sich Neukirchen-Vluyn trotz mancher Probleme bislang erfolgreich der Herausforderungen des Flüchtlingsthemas gestellt hat. Dieser Meinung schließen sich auch die hiesige Polizei und die Feuerwehr an, die in Zusammenhang mit der Unterbringung bislang keine Vorkommnisse feststellten.
Der Runde Tisch wird die Gesamtentwicklung weiterhin verfolgen. Dabei hat er neben der Unterbringung der Flüchtlinge auch deren Betreuung sowie perspektivisch deren Integration im Blick. „Gerade die Menschen, die Schlimmes erlebt haben, sehnen sich nach Normalität. Die Bleibe in unseren Unterkünften darf daher kein Dauerzustand sein“.